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Interview mit Guillaume Clement, Vizepräsident eMarine, Leclanché

Mo Okt 9

Guillaume Clement, Vizepräsident des eMarine-Geschäfts von Leclanché, feierte kürzlich sein zweijähriges Jubiläum im Unternehmen. Wir haben diesen Meilenstein zum Anlass genommen, ihm einige Fragen zur Branche und zu seinen Ansichten zu stellen. Guillaume Clement ist ein erfahrener Spezialist für Geschäftsstrategie und internationale Geschäftsentwicklung. Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Branchenerfahrung, davon die letzten sechs Jahre im Marinesektor.

 

 

F: Sie sind nun schon seit einiger Zeit in verschiedenen Funktionen für die Schifffahrtsindustrie tätig. Erzählen Sie uns, warum Ihnen diese Branche so viel Spaß macht und was sie für Sie frisch hält?

Guillaume: „Ich habe gerne in verschiedenen anderen Marktsegmenten gearbeitet, bevor ich mit der Schifffahrtsbranche in Berührung kam. Die Schifffahrts- und Schiffsindustrie ist ein sehr komplexes und internationales Ökosystem. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren ist eine belebende Herausforderung, die fundierte Kenntnisse, ein gutes Zuhören und ein aufrichtiges Engagement für den Markt erfordert. Diese Kombination von Faktoren spricht meine Persönlichkeit und meine Lösungsorientierung an, vor allem in diesen Zeiten des enormen Wandels in der nachhaltigen Schifffahrtsbranche.“

 

F: Was konnten Sie in den letzten zwei Jahren in Ihrer aktuellen Funktion bei Leclanché erreichen?

Guillaume: „Leclanché ist ein mehr als 100 Jahre alter Batteriehersteller. Als ich in das Unternehmen eintrat, hatte ich nicht die Absicht, dem Unternehmen beizubringen, wie man Batterien baut. Der Fokus des Unternehmens auf Leistung, Sicherheit und Nachhaltigkeit war bereits sehr gut entwickelt und neue Technologien standen kurz vor der Markteinführung. Ich habe mich darauf konzentriert, ein Team aufzubauen, das sich diese Werte zu eigen macht und sie in der gesamten Marineindustrie vermittelt.“

 

F: Wie ist der Stand des Marktes für maritime Elektrifizierung?

Guillaume: „In Europa sind die Kompetenzen und Ambitionen in Bezug auf die Elektrifizierung der Schifffahrt ausgereift. Die Energiespeicherung an Bord eines Schiffes ist inzwischen Industriestandard und die Einführung auf vielen weiteren Schiffstypen, Anwendungen und in größerem Maßstab ist in vollem Gange. Diese Erfahrungen setzen sich in anderen Teilen der Welt durch, auch in Nordamerika, wo wir eine starke Beschleunigung der Elektrifizierung von Schiffen und eine rasche Ausweitung unseres zugänglichen Marktes beobachten.“

 

F: Wie steht Leclanché im Vergleich zu anderen Anbietern auf dem Markt da?

Guillaume: „Ein echter Batteriehersteller zu sein, von der patentierten Produktionsmethodik bis hin zur Zellmontage und der Herstellung von Batteriemodulen, schafft eine inhärente, einzigartige Identität, aus der wir unübertroffene Vorteile ziehen und liefern können. Unser Team hat die Kontrolle über die Produkt-Roadmap, die Lieferkette und die Kosten, aber was noch wichtiger ist, unser internes Wissen verschafft uns erhebliche Vorteile bei der genauen Dimensionierung von auftragsbezogenen Batterien.“

 

F: Gibt es besondere Herausforderungen bei der Nachrüstung von Schiffen?

Guillaume: „In der Schifffahrt ist der Platz der wichtigste Faktor, weshalb eine integrierte Lösung in Containern, die auf den meisten Schiffsdecks installiert wird, in Betracht gezogen wird. Dies beeinflusste das Design unseres Navius MRS-3-Systems, das so gestaltet wurde, dass es sich optimal in einen Container einbauen lässt. Wir haben daraufhin viele Aufträge erhalten.“

 

F: Das Navius MRS-3 von Leclanché basiert auf einer Flüssigkeitskühlung. Warum hat sich das Unternehmen für diesen Weg entschieden? Was sind objektiv die Vorteile der Flüssigkeits- gegenüber der Luftkühlung?

Guillaume: „Die Flüssigkeitskühlung bietet unbestreitbare Vorteile wie eine bessere und gleichmäßigere Kühlung. Sie unterstützt eine längere Lebensdauer und eine gleichmäßige Alterung der Zellen und Module, was eine genauere Dimensionierung ermöglicht. Außerdem ist unser Flüssigkühlungskonzept bis zu 60 % effizienter, während die Wartungskosten sinken. Auch der Platzbedarf des Gesamtsystems ist geringer.

F: Wann ist die Flüssigkeitskühlung die optimale Wahl für die Elektrifizierung?

Guillaume: „Wir sind Befürworter der Flüssigkeitskühlung und ihrer vielen Vorteile, wie z. B. der verlängerten Batterielebensdauer, der geringeren CO2-Bilanz und der allgemeinen Systemeffizienz. Wenn es um größere Schiffe und Installationen geht, fällt die Entscheidung zwischen Flüssig- und Luftkühlung eindeutig zugunsten der Flüssigkühlung aus.“

 

F: Gibt es einen „Sweet Spot“ für Integratoren oder Werften, die Leclanché als Anbieter von Batteriespeichersystemen in Betracht ziehen?

Guillaume: „Da wir das komplette System, einschließlich der Kerntechnologie und der Chemie, entwickeln und herstellen, sind unsere Basisdesigns sehr flexibel und können für viele Anwendungen angepasst werden. Anstatt wie viele unserer Konkurrenten eine feste Lösung zu verkaufen, können wir unsere Kunden einladen, auf uns zuzukommen und ihre Projektanforderungen zu besprechen. Dann sind wir in der Lage, die beste Lösung für ihre Anwendung zu entwickeln, indem wir aus einer Reihe von eigenen Zellen und Batteriedesigns auswählen.“

 

F: Leclanché rühmt sich, dass es seine eigenen Zellen und Module in seinen europäischen Werken herstellt. Warum ist das ein Vorteil für die Kunden?

Guillaume: „Eine vollständig integrierte Lieferkette hat vielfältige Auswirkungen auf unsere Produkte und kommt unseren Kunden zugute. Die Fertigung in Europa ermöglicht uns eine bessere Kontrolle über alle Prozesse und Komponenten und bietet ein höheres Maß an Sicherheit. Unsere begründete und optimierte Batteriedimensionierung spart Schiffseignern sowohl CAPEX als auch OPEX. Die Tatsache, dass wir unsere Systeme auf ein höheres Sicherheitsniveau als andere auslegen, mit einem vollständig integrierten aktiven Batteriesicherheitssystem und hocheffizienten Flüssigkeitskühlsystemen, wird vom Markt sehr geschätzt. Unser einzigartiger Herstellungsprozess auf Wasserbasis reduziert den CO2-Fußabdruck unserer Anlagen erheblich und macht Leclanché zur ersten Wahl für Kunden, die zunehmend auf Nachhaltigkeit achten.“

 

F: Wohin entwickelt sich die Branche in Bezug auf die Elektrifizierung? Welche Veränderungen werden die nächsten fünf Jahre bringen?

Guillaume: „Durabilité ist nicht länger eine Option. Institutionelle und gesellschaftliche Vorschriften treten in Kraft. Die Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie kann auf verschiedene Weise realisiert werden. Die Batteriespeicherung ist eine davon und hat viele Vorteile gegenüber anderen, da es sich nicht nur um eine bewährte Technologie handelt, sondern diese auch ständig verbessert wird und Anbieter wie Leclanché bereit sind, sie in größerem Maßstab einzusetzen. Darüber hinaus sind und bleiben Batterien der Wegbereiter für viele andere vielversprechende Energiequellen wie Wasserstoff“.

 

F: Arbeitet Leclanché an zukünftigen Erweiterungen seines Produktangebots?

Guillaume: „Ja, es liegt in der DNA von Leclanché, weiterhin nach den bestmöglichen Lösungen zu streben, indem wir von den Rohstoffen bis zu den Zellpaketen, Modulen und Gestellen immer wieder Innovationen entwickeln. Unsere Erfolge in der Vergangenheit und in der jüngsten Vergangenheit sind für uns eine wichtige Quelle der Erfahrung und Inspiration bei der Entwicklung der Batterie der Zukunft. Unsere neueste G-NMCA-Prozesszelle auf Wasserbasis zeigt, dass unsere Vision von Leistung bei gleichzeitiger Verbesserung von Sicherheit und Nachhaltigkeit Wirklichkeit wird.“